Grünes Band.
Hotspot der Stille.

Herberge am kleinen Weingarten Dahrendorf

Es scheint ein Ort am Ende der Welt zu sein und lange Zeit fühlten sich die Menschen hier auch so – direkt an der „Staatsgrenze West“. Dahrendorf liegt im äußersten Nordwesten der Altmark. Ein Straßendorf, ehemaliges Sperrgebiet, einige verfallene Häuser, etliche gut gepflegte und sogar pittoreske Wohnbauten. Landspirit, ein Hahn kräht, Enten planschen, Wäsche auf der Leine. Ländlicher geht es kaum.


Dahrendorf hat 86 Einwohner. Amanda Hasenfusz wohnt seit acht Jahren mit ihrem Mann Thorsten Franz im Ort. Besser gesagt am Ortsrand. Wegen des Grünen Bandes sind die beiden hierhergezogen. Ein stiller Hotspot sei das, meinen die beiden. In Dahrendorf haben sie sich einen Traum erfüllt, eine Hofstelle saniert. Seit 2016 betreiben sie die „Herberge am kleinen Weingarten“. Zielgruppe: Radfahrer und Wanderer, die das Grüne Band Deutschland entdecken. Sie kommt aus dem Osten, er kommt aus dem Westen.
Aus der Großstadt sind sie nach Dahrendorf gezogen, entgegen dem demografischen Trend. Sie: Kunsthistorikerin, lange Zeit im Medienbereich tätig, Pressesprecherin mehrerer Regionalentwicklungsgroßprojekte. Er: Dozent mit Professur für Bau-, Planungs- und Umweltrecht, Waldliebhaber und Jäger. Die beiden sind Theoretiker und Praktiker in einem, Macher, Problemlöser und auch ehrenamtlich aktiv.
„Das Grüne Band ist eine kraftvolle Lebenslinie. Es ist der größte Biotopverbund in Deutschland. Das Band vereint Ost und West, Natur und Mensch. Es ist gut geeignet nachhaltigen Tourismus zu fördern. Gerade in ländlichen Regionen“, sagt Thorsten. Die beiden haben gefunden, was sie suchten: Grüne Oasenruhe gepaart mit sinnerfülltem Tätigsein. Er arbeitet in der Woche weiterhin in seinem Job. Amanda konzentriert sich inzwischen auf die Herberge. Die Übernachtungszahlen nehmen zu, sagt sie. Das Grüne Band wird seit zwei Jahren stärker frequentiert. Die, die kommen, sind sehr interessiert. Die beiden Herbergsbetreiber können so vieles berichten über die grüne Lebenslinie und führen Gruppen oder Einzelpersonen zu den spannendsten Stellen rund um Dahrendorf.
Ganz in der Nähe der Herberge steht ein alter DDR-Grenzturm, eine graue Eminenz. Der Turm wird gerade saniert. In der Herberge gibt es den Schlüssel, um bis ganz nach oben auf die Aussichtsplattform zu kommen. Weitsicht ins Umland – das Grüne Band beherrscht die Kulisse. Fast drei Kilometer sind von hier oben zu sehen. Auch alte Plattformen können besichtigt werden – von hier schaute der Westen in den Osten. Bunkerreste lagern im Wald, inzwischen unter Denkmalschutz stehend.
Der Stahlbeton-Mischmasch ist eine Art Biotop geworden – die Natur hat üppig zugegriffen, als sich die Grenztruppen vor 30 Jahren zurückzogen. Kfz-Sperrgraben, Ruinen von Mühlen, geschleifte Dörfer. Siedlungs- und Grenzgeschichte sowie Naturschutzaspekte werden bei den beiden verwoben und verständlich erklärt. In Sachsen-Anhalt ist das Grüne Band als „Nationales Naturmonument“ ausgewiesen. In 10 Jahren könnte es UNESCOWeltnaturerbe und UNESCO-Weltkulturerbe werden. Daran wird derzeit bundesweit aktiv gearbeitet, sagen Thorsten und Amanda.

Kirsten Matschkus

Herberge am kleinen Weingarten
Dahrendorf

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