Der Blick über den Tellerrand

Ulrich Kalmbach

Oft sind es profane Dinge, die einen Lebensweg beeinflussen. Bei Ulrich Kalmbach war es der Wunsch nach einer schönen Neubauwohnung für sich und seine junge Familie. Dafür nahm der frisch gebackene Museologe eine Anstellung im hintersten Winkel der DDR in Kauf. Am 1. September 1989 war sein erster Arbeitstag als Leiter des Johann-Friedrich-Danneil Museums in Salzwedel. An seine erste Reise in die Hansestadt erinnert er sich noch gut. Wie auf der Strecke Richtung Grenze üblich, wurde er von der Transportpolizei kontrolliert. Die Genossen wollten ihm partout nicht glauben, dass er nach Salzwedel fährt, nur um das Museum zu besuchen.

Der junge Mann aus der Börde kam in eine brodelnde Stadt. Die Bürgerbewegung begehrte gegen die bestehenden Verhältnisse auf. Im Neuen Forum engagierte sich Kalmbach in der Arbeitsgruppe Kultur. Die Umstände änderten sich schlagartig, als über Nacht die Grenze offen stand. Nicht nur, dass es nun keine zentralen Weisungen vom Rat des Kreises mehr gab. Die komplette Arbeit der Einrichtung, zu der damals auch das Jenny-Marx-Haus gehörte, stand auf dem Prüfstand.

Kalmbach und seinem Team gelang es, das Danneil-Museum als Heimatmuseum für Salzwedel und den Landkreis zu profilieren. Dabei wurde der Blick über den Tellerrand gewagt und der Kontakt zu Partnern im nahen Niedersachsen gesucht. Die unterstützten die Arbeit nicht nur technisch, etwa durch die Spende eines Kopierers. Als ersten Nachwendeprojekt stand die gemeinsam mit dem Museum in Wustrow organisierte Gemeinschaftsausstellung „Leben an der Grenze“ auf dem Programm.

Mit der Gründung des Altmarkkreises erweiterte sich das Einzugsgebiet, auch die Aufgaben wurden vielfältiger. Mit einem mehrjährigen Projekt zur NS-Geschichte bis Ende der 1990er packte das Museum ein heikles, bis dato nicht aufgearbeitetes Thema an. Neben der Ausstellungstätigkeit mit wechselnden Expositionen rückte die Museumspädagogik immer stärker in den Mittelpunkt der Tätigkeit. In der Außenstelle Langobardenwerkstatt Zethlingen wird Geschichte hautnah erlebbar.

Auch in 25 Jahren werde das Johann-Friedrich-Danneil-Museum noch ein wichtiger kultureller Faktor im Altmarkkreis sein, ist der Leiter überzeugt. Sicher werde es andere Präsentationsformen geben. Aber: „Je digitaler die Welt, desto mehr wächst die Bedeutung der Sachen, die man anfassen kann“, ist er überzeugt. Seine Hauptaufgabe sieht er darin, den Nachwuchs für das Metier zu begeistern. Ulrich Kalmbach weiß: „Nur mit besonderen Angeboten bekommt man junge Leute ins Museum.“