Pflanzen mit allen
Sinnen genießen

Ruth Schwarzer

„Pflanzen mit allen Sinnen genießen“, lehrt Ruth Schwarzer interessierten Laien. Die Frau aus Kalbe an der Milde mit dem markanten Sonnenhut reist als Pflanzenexpertin aus der Altmark durch die Lande und gibt dabei nicht nur ihr umfangreiches florales Wissen weiter. Sie wirbt auch für die Reize ihrer Heimat, Sachsen-Anhalts schönen Norden und ist somit eine engagierte Tourismus-Botschafterin der Region. Ruth Schwarzer weiß, wie die Pflanze tickt. „Das sind Lebewesen. Man muss sie pflegen, darf sie aber nicht vertrödeln“, sagt sie.


„Maikönig“, „Pirat“ und „Brauner Trotzkopf“ haben es ihr angetan. Sie liebt die „Köstliche aus Charneux“ und weiß die „Herbstbergamotte“ seit Kindheitstagen zu schätzen. „Eisberg“ habe dagegen keine Seele und „Williams Christ“ sei nichts Besonderes. Egal ob Kopfsalat- oder Birnensorten, Kräuter, Beeren Blumen, über (fast) jedes Gartengewächs kann Ruth Schwarzer eine Geschichte erzählen. Denn sie weiß, wie die Pflanze tickt. Die Altmärkerin ist die Frau mit dem Pflanzentick.
Lange war Schwarzer nur als die „Kräuterfee“ bekannt. Doch in der Dill-, Petersilie-,  Schnittlauchecke wollte sich die agile Frau aus Kalbe an der Milde nicht länger stehen. „Ich bin die Pflanzenexpertin aus der Altmark“, so die studierte Gartenbauingenieurin, deren Markenzeichen der Sonnenhut ist. Das Gärtnern war der Bauerntochter in die Wiege gelegt. „Mein blinder Onkel Wilhelm brachte mir bei, Pflanzen mit allen Sinnen zu genießen“, berichtet Schwarzer. Sie lernte: Nicht nur Aussehen und Duft sind wichtig. „Kumm Deern, foat datt molon – Komm her Mädchen, berühre das mal“, pflegte er in bestem Plattdeutsch zu sagen. Das ist jetzt mehr als 60 Jahre her.


„Kumm Deern, foat
datt mol on – Komm
her Mädchen, berühre
das mal“


Die Liebe zu Pflanzen war geweckt. So erlernte das Mädchen den Gärtnerberuf. Später studierte die junge Frau in Quedlinburg Gartenbau und qualifizierte sich dann zur Ingenieurpädagogin. Zu DDR-Zeiten war sie viele Jahre lang als Ausbilderin für Floristen und Gärtner in Salzwedel tätig. Nach der politischen Wende arbeitete sie für verschiedene Bildungsträger im grünen Bereich. Doch erst als Pensionärin blüht sie richtig auf. Es macht ihr nicht nur Spaß bei Veranstaltungen und Workshops bundesweit, das umfangreiche gärtnerische Pflanzen mit allen Sinnen genießen Lebenswissen weiter zu geben. „Ich verklickere auch allen, wo ich herkomme“, sagt Schwarzer stolz.

Seit 1999 reist Ruth Schwarzer mit ihrem floralen Wissenskoffer durch die Lande. Sie war seitdem auf fast allen Bundesgartenschauen und auf der Internationalen Gartenbauausstellung in Berlin dabei. Auch in heimischen Gefilden hat sie blühende Spuren hinterlassen. So wirkte sie beispielsweise an der Gestaltung des Bauerngartens in Schäplitz bei Bismark (ebenfalls ein touristisches Ziel) mit. Ein weiteres Projekt ist die die Etablierung eines Kompetenzzentrums zur Rettung alter, heimischer Birnensorten.
Für den eigenen Garten hinter ihrem malerischen Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert in Kalbe bleibt da nicht sehr viel Zeit. Dennoch blüht und gedeiht es auch hier prächtig. Ein bisschen wild sieht´s aus, doch alles hat System. „Pflanzen sind Lebewesen. Sie gehen immer den Weg des geringsten Widerstandes. Man muss sie pflegen, darf sie aber nicht vertrödeln“, nennt Schwarzer ihre Maxime. Künstliche Bewässerung sucht man bei ihr vergebens. „Ich habe angegossen, den Rest muss Petrus machen“, beschreibt sie ein wichtiges Erfolgsrezept.